Unser Gründer und langjähriger Vorsitzender Otto Flimm ist heute beigesetzt worden. Hier dokumentieren wir die Trauerrede, mit der sein Wirken für den Nürburgring und unseren Verein gewürdigt wurde.

 

Liebe Christine,
liebe Angehörigen und Freunde,
liebe Trauergemeinde,

vor ein paar Wochen gingen wir mit Otto zusammen essen. Wie so oft hatten wir ein leckeres Menü und intensive Gespräche über den Nürburgring und den ADAC. Wir verließen das Restaurant, Otto auf seinem Elektromobil. Als wir uns draußen umschauten, war Otto plötzlich verschwunden, mitsamt seinem mobilen Untersatz.

Wir mussten nur kurz nach ihm suchen, denn schon hörten wir, wie er ein Stück weiter weg mit Vollgas über den Balthasar-Neumann-Platz in Brühl flitzte. Uns blieb fast das Herz stehen. Doch da kam er schon zurück und strahlte über beide Backen.

Einmal Racer, immer Racer.

Otto Flimm war ein begeisterter Motorsportler, doch sein Sinn für Motorsport ging weit über das Geschehen auf den Rennstrecken selbst hinaus. Fast sein gesamtes Leben hat sich Otto Flimm mit dem Nürburgring beschäftigt und große Kämpfe ausgefochten, um dessen Zukunft zu sichern. Mit seinem geliebten „Ring“ ist Otto untrennbar verbunden.

Der schreckliche Unfall von Niki Lauda im Jahre 1976 markierte das Ende der Formel 1 auf der Nordschleife. Wenige Jahre später drohte gar das Ende der berühmtesten Rennstrecke der Welt, weil der Bund sie loswerden wollte.

In seiner unnachahmlichen Art setzte Otto Flimm alle Hebel in Bewegung, um eine moderne GP-Strecke zu bauen. 1981 gründete er zu diesem Zweck unseren Verein „Ja zum Nürburgring“. Er wählte bewusst die Form eines unabhängigen Vereins, in dem alle am Nürburgring interessierten Verbände unter einem Dach das gemeinsame Ziel verfolgen konnten. „Im Namen des deutschen Motorsports“ ist bis heute eine oft gebrauchte Formulierung des Vereins.

Die GP-Strecke wurde 1984 eröffnet, und nur dadurch blieb auch die unvergleichliche Nordschleife erhalten. Sie wäre sonst verschwunden wie so viele Strecken, vielleicht zur Landstraße geworden.

Auch danach gab es genug Gelegenheiten für Otto Flimm und „seinen“ Verein, am Nürburgring die Dinge zurechtzurücken. „Ja zum Nürburgring“ trug dazu bei, dass Fangzäune und Leitplanken rund um die Nordschleife gebaut werden konnten – es drohte die Stilllegung wegen Sicherheitsmängeln. Otto Flimm verhindert auch dieses Mal die Schließung.

Jeder, wirklich jeder, der heute am Nürburgring einen Motor startet, sollte das nie vergessen.

Es ist eine Ironie sondergleichen, dass die Landesregierung, die kein Geld für ein paar Fangzäune hatte, kurz darauf fast 500 Millionen Euro am Nürburgring in überflüssigem Stahl und Beton versenkte.

Die hochtrabenden Pläne zur Erweiterung des Nürburgrings 2009 führten am Ende zur Insolvenz und zum Verkauf. Otto Flimm stemmte sich mit allen Mitteln dagegen. Für ihn war der Nürburgring der Wirtschaftsmotor und das Herz der Eifel, das immer in der Eifel und für die Eifel schlagen sollte. Bis ans Ende seiner Tage konnte er nicht nachvollziehen, dass das Land das Eigentum an diesem nationalen Kulturgut so leichtfertig verspielt hat. Immer wieder stellte er die Frage: „Warum?“. Den Kölner Dom würde man ja schließlich auch nicht verkaufen.

Vor ein paar Jahren drehte er seine letzte Runde über den Nürburgring. Sichtlich beeindruckt sagte er hinterher: „Ich kann einfach nicht verstehen, dass man all das aus der Hand gibt.“

Das Ende der juristischen Auseinandersetzungen hat Otto nicht mehr erlebt. Aber der Verein „Ja zum Nürburgring“ wird seine Ziele in seinem Sinne weiterverfolgen.

Otto Flimm hat nie nach eigenem Vorteil gestrebt am Nürburgring. Was immer er dort erreicht hat, kam anderen zugute. Motorsportlern, der Industrie, den Sportwarten, den Einwohnern der Region. Seine Selbstlosigkeit, das Engagement für das Gemeinwohl, war einzigartig.

Das bislang letzte Formel-1-Rennen auf dem Ring im Jahr 2013 kam nur dadurch zustande, dass Otto Flimm seinen guten Freund Bernie Ecclestone zu Sonderkonditionen überredete. Unter seiner Ägide wuchs das Engagement des ADAC am Nürburgring stetig an, das 24h-Rennen sei hier als leuchtendes Beispiel genannt. So richtig zufrieden war Otto Flimm aber nur, wenn es dem Breitensport gut ging. Er war der Mann, der anderen ermöglichte, in den Motorsport einzusteigen.

Uns bleibt nur der unendliche Dank für alles, was Otto Flimm für den Nürburgring getan hat. Er hinterlässt eine Lücke, die niemand schließen kann.

 

In der Traueranzeige heißt es:

„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“

Otto Flimm und der Nürburgring sind untrennbar miteinander verbunden. Nicht, weil es ein Straßenschild mit seinem Namen gibt, sondern weil die echten Nürburgringfans den Namen Otto Flimm im Herzen tragen.

 

 

Dieter Weidenbrück, Brühl, 19. Februar 2020